Private Einschränkungen, soziale Isolation, Schul- und KiTa-Schließungen, Kurzarbeit, drohende Arbeitslosigkeit, Existenzängste, die Liste ist lang. Suchtbelastete Menschen zählen zu den besonders gefährdeten Zielgruppen, die in diesen Zeiten erst recht Unterstützungsbedarf haben.
Anlässlich des bundesweiten "Aktionstages Suchtberatung: Kommunal wertvoll!" der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) am 04. November möchten auch wir als Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes Mosel-Eifel-Hunsrück e.V. auf diese prekäre Situation der deutschlandweit über 500 000 suchtkranken Menschen und ihre Angehörigen hinweisen.
Auch in unserer täglichen Arbeit wird deutlich, dass der Konsum von Alkohol und Drogen aufgrund der aktuellen problematischen Lebenssituationen bei einigen Klienten deutlich ansteigt. Dies belegen auch einige Studien, so z.B. die des Zentralinstituts für seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim. Dort heißt es, dass 37% von 3.200 Befragten während des sogenannten Shutdowns angaben, deutlich mehr Alkohol zu konsumieren als gewohnt. Dabei seien alle Bevölkerungsgruppen vertreten.
Eine weitere Studie des Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK aus dem Frühjahr 2020 belegt, dass etwa ein Drittel mehr Weinflaschen und Spirituosen in Supermärkten verkauft wurden, als im gleichen Zeitraum in 2019. Auch wenn es sich vermutlich um eine Verlagerung des Trinkortes von den geschlossenen Bars, Kneipen und Restaurants in den häuslichen Bereich handelt, so zeigt dieser Umstand doch deutlich, dass die Menschen gerade in der Corona-Zeit nicht auf den Alkoholkonsum verzichten können.
Als Suchtberatungsstelle reagieren wir flexibel auf die aktuellen Gegebenheiten und beschreiten neue Wege. Daher führte der Caritasverband bereits zu Beginn der Pandemie die zusätzliche Möglichkeit der Online-Beratung ein. Ratsuchende können unter https://beratung.caritas.de kostenlos, anonym und zeitnah Beratung erhalten. Mit wenigen Mausklicks erreichen Klienten den virtuellen Beratungsraum und werden dort einem wohnortnahen Online-Suchtberater zugeteilt, der während des gesamten Beratungsprozesses fester Ansprechpartner bleibt. Dabei besteht natürlich die Möglichkeit, dass sich aus einer Online-Beratung eine Face-to-Face-Beratung entwickelt.
Neben den hauptamtlichen Beratern hatten auch die lokalen Kreuzbund-Selbsthilfe-Gruppen zu Beginn der Pandemie in Deutschland keine Möglichkeit für persönliche Gespräche. Dabei ist der regelmäßige Besuch von Selbsthilfegruppen und der Austausch mit anderen Betroffenen ein besonders wichtiger Faktor in der Rückfallprävention und der Aufrechterhaltung einer zufriedenen Abstinenz. Doch auch hier wurde flexibel reagiert und unter anderem auf digitale Medien zurückgegriffen.
Die DHS möchte anlässlich ihres Aktionstages jedoch nicht nur auf die besondere Situation der suchtbelasteten Menschen hinweisen, sondern auch deutlich machen, dass sich auch die finanzielle Lage der Suchtberatungsstellen in Deutschland als zunehmend schwieriger gestaltet. Während in Rheinland-Pfalz aufgrund fehlender Finanzierung bereits mehrere Suchtberatungsstellen schließen mussten, gilt es dieses Angebot in unserer Region aufrecht zu erhalten. "Suchtberatung braucht eine stabile, kostendeckende und verlässliche Finanzierung! Sie ist systemrelevant und trägt nachweislich dazu bei, die Chronifizierung und Folgekosten von Abhängigkeitserkrankungen zu verringern!", fordert die DHS (weitere Infos auch unter www.dhs.de).
Diese Pressemitteilung wurde bereits in der lokalen Presse der Region veröffentlicht.